Bergtouren in den Tannheimern oder Die Geißentour 3.-5.10.2025

Glück muss man haben – wir hatten es: Anfang der Woche sah die Wetterprognose echt schlecht aus. Da es nur auf die richtige Kleidung ankommt, machten wir uns trotzdem auf den Weg in die Tannheimer Berge. Durch krankheits- und handwerkerbedingte Absagen waren wir unter uns: Gudrun, Simone, Ulrike, Rita, Wilma und ich. Vom Parkplatz Schneetal in Nesselwängle stiegen wir in zwei Stunden über die Bergzigeunerhütte hinauf zur Tannheimer Hütte (1711m). Seit 2024 nach Neubau von der Sektion Kempten wieder bewirtschaftet. Ein schöner Ort. Klein, fein, modern, hell, lecker, nett, tolle Lage ….

Heute sollte der beste Tag sein, deshalb stiegen wir nach einem Kaffee hinauf zur Nesselwängler Scharte. Rundherum wurde viel geklettert. Die meisten Gipfelaspiranten gingen zur Roten Fluh. Ab und zu lassen sich schon Gemsen blicken. Obwohl nur 2000m hoch, lag hier nordseitig Schnee, die Wege waren recht vereist. Der Aufstieg auf die Köllespitze, mit 2238m der Höchste der Tannheimer, verläuft nordseitig. Das war uns zu heikel. Schließlich wollen wir noch mehrere Berge erklimmen. Kurzentschlossen querten wir nach Westen zum Gimpel. Im Aufstieg über den griffigen Stein kam uns die Friedrichshafener DAV-Gruppe entgegen. Ein beidseitiges Hallo! Oben im Sattel angekommen ließen wir uns von der Sonne wärmen. Der weitere Aufstieg verläuft auch ein wenig nordseitig, war aber besser gangbar. Ulrike, Simone und ich stapften hinauf. Herrlich, weite Rundumsicht mit Zugspitzblick. Hinab bis zum Sattel mussten wir sehr aufpassen, Nässe, Schneereste und etwas Eis. Gut gemacht! Gemeinsam kraxeln wir wieder hinunter ins Kar und genießen die nachmittäglichen Sonnenstrahlen.

Nach einem Schwatz auf der Terrasse beziehen wir unser Panoramazimmer – echt genial! Es gibt nur 22 Übernachtungsplätze. Es fühlt sich fast wie Luxus an, einfach schön. Das Essen ist lecker und wir planen den nächsten Tag. Versuchen wir die Gehrenspitze, die etwas leichter ist als der Gimpel? Oder bremst da auch wieder das Eis unseren Gipfelsturm? Hm, auf der Schneetalalm soll das Essen sehr lecker sein….

Samstag morgen ist es überraschend warm. Der Regen kommt wohl erst gg. 17 Uhr. Wir wandern oben herum zum Sabajoch mit der Schneid (2009m) als Gipfelziel. Wir kommen am Einstieg des Klettersteiges auf die Köllespitze vorbei. Die D-Stelle sieht echt heftig aus. Aber das ist heute nicht unser Ziel. Wir genießen die Landschaft und die zahlreichen Gemsen. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, Wanderer jagen nicht. Bei der Schneid ist der Name Programm, vor allem, wenn man den Westgrat aufsteigt. Saubere T4. Manche unserer Geißengruppe ist über sich selbst erstaunt – wir kommen gemeinsam oben an! Vom Gipfel haben wir guten Einblick in den Aufstieg zur Gehrenspitze, er wäre heute sicher gangbar, aber wir wollen lieber die schnuckelige Schneetalalpe kennen lernen.

Vom Gehrenjoch wandern wir gemütlich über den Alpenrosenweg (ohne Alpenrosen) zur Lechaschauer Alpe. Durch die Nähe zur Bergbahn, die von Reute hinauf fährt sind hier viele Menschen unterwegs. Da wir immer noch nicht genug Appetit haben, erklimmen wir noch g´schwind den Hahnenkamm (1938m). Endlich, den Nordgrat hinab, über das Tiefjoch zur Alpe. Gerade kommt die Sonnen wieder heraus, so dass wir ein warmes aussichtsreiches Plätzchen auf der Terrasse finden.

Die Wirtin ist eine leidenschaftliche Bäuerin und eine begnadete Gastgeberin. In Nesselwängle bewirtschaftet sie einen „Arche-Hof“. Sie hält alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Im Sommer sind interessante Ziegen- und Schafherden im Almgebiet unterwegs. Vor allem auch Walliser Schwarzhalsziegen. Eigentlich will man die Speisekarte einmal komplett durchprobieren und diesen idyllischen Ort gar nicht mehr verlassen. Zum Glück schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, wir brechen auf. Im leichten Nieselregen kommen wir gg. 16:30Uhr wieder an der Tannheimer Hütte an. Irgendeine hats vorgeschlagen, alle machen mit: Auf dem aussichtsreichen Bänkle mit Aussicht gibt`s einen Apero. Uns stört der einsetzende Regen noch nicht. Die Berggeißgruppe hat viel Spaß!

In der Nacht soll der Regen in Schnee übergehen. Tags wird es weitestgehend niederschlagsfrei bleiben. Wir wollen morgens entscheiden: Wenn es sehr glatt ist, steigen wir direkt ab. Wenn man gut laufen kann, wollen wir übers Hochjoch an der Dietzl vorbei zur Schneetalalm wandern und von dort absteigen.

Und so kommt es: Morgens ist alles leicht überzuckert. Ans Futterhäuschen kommen Haubenmeisen, Tannenmeisen, akrobatische Dohlen, Eichelhäher und, und und. Die Hühner picken alles Heruntergefallene auf. Noch ziehen Nebelschwaden durch, aber das wird schon. Der Schnee leuchtet. Überall begegnen uns Gemsen entlang des Weges. Mutterherden mit Kitzen, die sogar noch bei der Mutter trinken. Die Böcke halten sich noch etwas abseits. Eine Herde nach der anderen…., unglaublich viele. Und so nah.

An der Dietzl ist es extrem matschig, aber wir sind ja nicht aus Zucker. Schon 11 Uhr kehren wir in die warme Stube der Schneetalam ein. Nun wollen wir etwas Herzhaftes essen. Salat, Suppe, Knödel …. . Die Friedrichshafener sind auch schon da. Einfach schön.

Im Tal, kurz vorm Parkplatz, lockt uns noch ein sehr schön angelegtes Kneippbecken. Einige von uns freuen sich nun auf den Winter. Die klare Luft lässt uns hoffen. Ihr werdet es fast nicht glauben, aber Regenhosen und Grödl haben wir nicht gebraucht!

Gegen 17 Uhr kommen wir erholt wieder in Überlingen an. Lustig wars miteinand. So ist dass, wenn Berggeißen zusammen unterwegs sind ….

Statistik:

Freitag: 1290h, 710m hinab, 10km, T5

Samstag: 1090hm,13km,T4

Sonntag: 250hm, 860m hinab, 8,5km, T2

Autorin: A. Lux