Am Samstagmorgen 6 Uhr brachen Wilma, Andreas, Hans-Dieter, Lena, Verena, Sophia und unsere Tourenführerin Astrid mit dem rechtzeitig zur Abfahrt wieder reparierten Sektions-Busle auf und fuhren los in Richtung Brandnertal. Den Ausgangspunkt unserer zweitägigen Tour bildete der Parkplatz an der Palüdbahn in Brand, den wir um 08.15 Uhr zeitig erreichten. Von hier aus startete ein kleiner, eher unscheinbarer Pfad in Richtung des angrenzenden Waldes, der uns nach kurzer Tour- und Lagebesprechung zunächst durch saftig grünes Mischwaldgebiet, vorbei an zahlreichen Herbstzeitlosen und einem imposanten Wasserfall auf einen gut begehbaren Forstweg führte. Den Tagesgipfel Panüeler Kopf stets im Blick, folgten wir diesem komfortablen Weg einige Zeit bis zur ersten Abzweigung ins „Gelände“, wo wir nach einem kurzen Anstieg schon die Oberzalimhütte (1889m) erreichten, auf der wir uns neben einer Toiletten- und Umziehpause auch noch einen Kaffee auf der sonnigen Terrasse gönnten, bevor es etwas anspruchsvoller Richtung Oberzalimscharte weitergehen sollte. Auf unserem Weg zur Oberzalimscharte konnten wir nicht nur einige Murmeltiere sichten, die vordem Wintereinbruch noch eifrig versuchten, allerlei Futter aufzuspüren, sondern durften sogar stille Beobachter einer Steingeißen-Herde mit sämtlichen Jungtieren werden. Von der Sonne begleitet, erreichten wir pünktlich zum Mittag die Oberzalimscharte, welche von Wilma bei Ankunft zurecht als ein „Tor zu einer neuen Welt“ gekürt wurde, nachdem sich dort ein ganz neues, malerisches Panorama oberhalb des friedlichen Dörfchens namens Nenzinger Himmel für uns auftat. Mit dieser Aussicht vesperte es sich gut und unsere Tourenführerin hatte den Zeitpunkt für die Pause wohl weise gewählt, da danach die Begehung oder besser gesagt die Erklimmung des alpinen Straußsteigs auf uns wartete.

Zunächst noch recht harmlos mit gut begehbaren, teils abgesicherten Wegabschnitten mit nur partieller Kraxelei hatte die Gruppe noch Zeit, sich mental der Herausforderung zu nähern, bis uns alsbald in den höheren Passagen dann der erste Schnee begegnete. Über Leitern, anspruchsvollen Kraxelstellen (I), ausgesetzten Wegpassagen und vorbei an einem markanten Gedenkkreuz für einen Bergsteigerkollegen, führte uns der Straußsteig immer näher Richtung Panüeler Kopf, was uns nicht nur konditionell (immerhin 1860Hm) und mental forderte, sondern uns durch die erschwerten Bedingungen mit dem Schnee und partiell glatten Stellen zu besonderer Vorsicht zwang. Kurz unterhalb des Gipfels zeichnete sich nach dem Straußsteig eine Art Geländeplateau, wo wir vor dem letzten zwanzigminütigen Anstieg auf den Panüeler Kopf (2859m) unsere Rucksäcke deponieren und uns über die gemeisterte Challenge der Begehung des Straußsteig bei Schnee freuen konnten. Dieser kurze Gipfelaufschwung war glücklicherweise schon wieder schneefrei.

Nachdem wir den Gipfel erklommen, uns im Gipfelbuch eingetragen und zur Belohnung ein Stück feinste Gipfelschokolade von Astrid genossen hatten, machten wir uns bald wieder auf den Weg zum Abstieg, da es nicht nur sehr windig auf dem Gipfel war, sondern wir auch bereits unser Quartier, die Mannheimer Hütte, fest im Blick hatten. Getrieben von angenehmen Gedanken ans Abendessen oder das alkoholfreie Weizen, welches auf der Sonnenterrasse auf uns warten sollte, meisterten wir schließlich auch noch diesen letzten Abschnitt und trafen pünktlich und wie geplant um 17 Uhr auf der Mannheimer Hütte (2679m) ein, um unser Lager zu beziehen und nach einem üppigen Abendessen und ein paar lustigen Runden Mäxle schließlich ins Bett zu fallen.
Nachdem der eine oder andere wilde Träume durchschlief und voller Hoffnung einen nur im Traum vorhandenen Müsliriegel im vermeintlichen Seitenfach des Rucksacks zu finden hoffte, machten wir uns nach einem energiespendenden Frühstück um 08.15 Uhr auf, um über den frisch gepuderten Blankeisgletscher unterhalb der Mannheimer Hütte via Schesaplana Sattel an diesem Tag den höchsten Berg des Rätikons, die Schesaplana (2965m), zu erklimmen.


Die Tatsache, dass dies der höchste Berg des Rätikons ist, macht die Besteigung der Schesaplana nicht weniger beliebt und so stellten wir bereits nach den ersten 15 Minuten Gehzeit fest, dass Mount Everest ähnliche Zustände herrschen und die Wanderer offensichtlich ameisenstraßenartig diesen Gipfel zu erschließen suchen. Tja, so ist das eben mit dem Alpinismus. Es gibt sie, diese Orte, an denen man die Ruhe und Abgeschiedenheit noch findet, die man in den Bergen sucht, aber sie werden weniger und auf prominenten Gipfeln wie der Schesaplana findet man das vor allem sonntags nicht. Gleichwohl standen die Panoramen, die Natur, der Weg, der Ausflug und die Freude in der Gruppe als auch die körperliche Herausforderung natürlich im Vordergrund und wir waren am Ende dennoch alle stolz und happy, diesen Berg kennengelernt zu haben.


Und auch wenn der Lünersee ein beliebtes Ausflugsziel zu sein scheint, tat die Abkühlung in dem türkisfarbenen Bergsee auf dem Rückweg mehr als gut und gab uns einen frischen Energieschub, der uns schließlich zu einem Turboabstieg über den Bösen Tritt in nur 35 Minuten verhalf. Chapeau! Und sogleich stand der Bus bereit! Auf dem Rückweg kehrten wir in Brand spontan noch im Gasthaus ein und gönnten uns entweder das obligatorische alkoholfreie Weizen, köstlichen und übergroßen Apfelstrudel mit Vanillesoße oder was das Herz sonst noch so begehrte. Das hatten wir uns wohl verdient. Und so ging ein tolles, ereignisreiches und tiptop geplantes Wochenende mit einer lustigen, gesprächsfreudigen Truppe und einer sehr professionellen Tourenführerin zu Ende, dass uns allen so vorkam, als wäre es gar nicht nur ein einziges Wochenende gewesen. Ein gutes Zeichen, wie wir fanden. Danke Astrid.
Autorin: Sophia S.
Statistik:
Samstag: 11km, 7,5h, 1850hm, 300m Abstieg, T4/K3
Sonntag: 11km, 4:30h, 439hm, 1540m Abstieg, T3/K2