
4 Tage, 3 Täler und 3 Gipfel waren der Plan unserer Hochtour im Wallis. Los ging es in St. Niklaus im Mattertal, von wo wir am Samstag, 19. Juli, bei gemischtem Wetter mit etwas Niederschlag, zur Topalihütte (2.674m) aufstiegen. Diese war gut geheizt, sodass alles wieder schnell trocken war und für den kommenden Tag war ja gutes Wetter vorhergesagt.
Am Sonntag stand dann die Überschreitung des Innern (3.583) und des Üssern Barrhorns (3.610m) ins Turtmanntal zur Turtmannhütte (2.519m) auf dem Programm. Davor ging es aber zuerst mal auf den Schölligletscher und von dort über den alpinen Steig steil auf das Schöllijoch.




Der dritte Tag, Montag, sollte dann in mehrfacher Hinsicht spannend werden. Geplant war der Übergang von der Turtmannhütte zur Cabane de Tracuit (3.259m) über den Turtmanngletscher. Dieser kann im oberen Teil, bedingt durch starke Ausaperung als Folge des Klimawandels, nicht mehr sicher begangen werden, weshalb von der SAC Sektion Prévôtoise, Eigentümerin der Turtmannhütte, für diesen oberen Teil eine Umgehung ausserhalb des Gletschers geschaffen und markiert wurde.
Die Spannung lag darin, einen Weg über den steilen und zerklüfteten untern Teil zu finden, da sich das Gelände dauernd verändert. In der Woche davor wäre aber ein Bergführer auch zur Cabane de Tracuit gegangen, es ollte also funktionieren, war die Auskunft der Hütte. Eine kleine Hilfe war es, dass wir uns deren Fernglas ausleihen konnten und schon mal mögliche Varianten aus der Ferne suchen konnten.

Nach einer regnerischen Nacht versprach der Wetterbericht Besserung am späten Vormittag und so brachen wir, nach einigen Runden Skipo, um 10.00 Uhr von der Turtmannhütte auf.
Seitens der Hüttenleitung wurde davon abgeraten, den üblichen Weg über die Adlerflüe zu nehmen; starkes Schmelzwasseraufkommen hatte wohl einen schwer zu überwindenden See auf deren Rückseite gebildet. Also ging es erst mal Richtung Brunegghorn auf den Brunegggletscher, auf dem wir die Adlerflüe südwestlich umgingen, um dann vor dem Turtmanngletscher zu stehen und die Routenwahl aus der Nähe noch einmal zu checken.
Mächtige Seracs auf der linken Gletschereite, die auch eindrucksvoll kollabierten und großes Steinschlagrisiko auf der rechten Gletscherseite schränkten den „sicheren“ Bereich ziemlich ein und so entschieden wir uns, im eher rechten Bereich aufzusteigen. Seilfrei ging es eine erste Rampe hoch und dann in einem Zickzackkurs über größere und kleinere Spalten zum markierten Ausstieg. Etwas heikel war es noch, den stark unterspülten Gletschrand zu überwinden, mit Seilsicherung konnten wir aber auch das bewältigen.
Auf gut markiertem Steig gelangten wir dann über Schutt und Felsen auf den oberen Turtmangletscher und von dort unschwierig zur Cabane de Tracuit im Val d’Anniviers. Dabei überschritten wir auch die Sprachgrenze, französisch war jetzt angesagt.




Nach einem leckeren Abendessen auf der ausgebuchten Cabane de Tracuit, und einer kurzen Nacht, Frühstück um 4.00 Uhr, ging es am Dienstag dann zeitig los Richtung Bishorn, das auch das Ziel fast aller Hüttengäste an diesem Tag war. Unser Plan war, diejenigen, die es am eiligsten hatten erst mal loslaufen zu lassen und dann kurz darauf etwas entspannter zu starten. Hat dann irgendwie nicht richtig funktioniert und so befanden wir uns doch unter den ersten Seilschaften, die sich Richtung Bishorn aufmachten.
Über Nacht hatte es leicht geschneit, kombiniert mit starkem Wind; der Schneefall hörte aber bald auf, die Sonne kam heraus und so waren wir dreieinhalb Stunden nach unserem Aufbruch auf dem Gipfel des Bishorn, von wo sich uns eine gigantische Aussicht bot, zuallererst natürlich auf das benachbarte Weisshorn und den Dent Blanche.




Zum Abschluss unserer Tour warteten dann noch 2.500 hm Abstieg nach Zinal auf uns, die bei sonnigem, warmen Wetter aber harmloser waren als befürchtet. Von dort ging es mit Bus und Bahn nach St. Niklaus zum Auto und dann zurück nach Überlingen.
Schön war’s.
Tom Meissner-Braun