MTB-Dreiländerpässetour vom 29. Juni bis 4. Juli 2022

Route:St. Anton über Ischgl (Bodenalpe) –  Scuol (S-Charl) – Stilfser Joch – Rifugio Val Fraele – Val Viola – Poschiavo – Berninapass – Pontresina + St. Moritz
Guide:Wolfgang Biller
Begleitfahrer: Uli Wiest
Teilnehmer:David, Dieter, Gerd B. , Hubert, Rainer, Siegfried, Thomas und Gerd G.

Start am Mittwoch, 29. Juni 2022 mit pünktlicher Abfahrt um 06.00 Uhr in Überlingen mit dem bewährten DAV-Bus inclusive dem umgebauten Biller-Franke-Anhänger, auf dem acht MTB`s der neun Biker „aufmontiert“ waren – zwei weitere Räder –davon ein Ersatzrad- wurden im Bus verstaut. Hierbei hat Butzi wieder einmal seine Tüftlerqualitäten voll in die Waagschale geworfen – das Ergebnis nach einer Testmontage konnte sich sehen lassen.

Nachdem es unterwegs mitunter geregnet hatte erfolgte die Ankunft bei trockener Witterung in St. Anton (1.400 müM) um 09.00 Uhr mit anschließender Herstellung der Funktionstüchtigkeit der Räder (Einbau der Vorderräder und Montage der Pedale, welche für den Transport aus- bzw. abgebaut werden mussten).

MTB-Tour-Start nach erfolgtem bzw. obligatorischem „Technikcheck“ um 09.45 Uhr in Richtung Verwalltal.

Zunächst ging es bei lockerer Bewölkung und angenehmer Lufttemperatur  auf Asphalt, entlang des rauschenden, mal mehr und weniger akustisch wahrnehmbaren, Rosanna-Flusses, stetig aber noch in moderater Intensität bergauf. Nach einem kleinen Alpsee wurde es dann mit Beginn des Schönverwall noch idyllischer auf breitem gut fahrbarem Schotterweg mit anschließendem steilen Anstieg über ca. 400 Höhenmeter bis zur Heilbronner Hütte (2.290 müM). Das weitere Zwischenziel „Heilbronner Hütte“ wurde zu einer Einkehr genutzt.  Die Neue Heilbronner Hütte liegt mit 2.320 Meter Höhe auf der Landesgrenze inmitten der eindrucksvollen alpinen Berglandschaft des Verwallgebirges zwischen Vorarlberg und Tirol und an der europäischen Wasserscheide von Donau und Rhein. Danach ging es dann, entsprechend wärmer angezogen als beim Aufstieg, hinunter in Richtung Paznauntal an Galtür vobei nach Ischgl (ca. 1.400 müM). Dort angekommen ging es dann auf der z. T. brutal steilen Ski-Abfahrtstrecke ca. 5 km nur bergauf bis zu unserem Tagesziel Berghotel„Bodenalpe“ auf 1.848 müM. Dort haben wir nach der Ankunft das obligatorische hopfenhaltige Kaltgetränk auf der Sonnenterrasse eingenommen, danach ein leckeres Abendessen genossen und uns schon bald wieder auf den nächsten anstrengenden Tourtag vorbereitet.

Strecke: 48 km bei 1680 Hm

Donnerstag, 30.06.2022:

Zum Frühstück konnten wir neben dem abziehenden Nebel bereits schon wieder am Sonnenschein erfreuen.

Nach erfolgreichem Technik-Check ging es dann um 09.00 Uhr bei Sonnenschein gleich weiter bergauf bis zur Heidelberger Hütte auf 2260m Seehöhe, welche der ein oder andere noch zum „Abwurf von Ballast nutzte.

Die nächste Passage in Richtung Fimberpass begann richtig unangenehm, da hier zwar ein Kuhhirte von weitem gegrüßt wurde, aber einige Höhenmeter nur neben dem Fahrrad – d. h. schiebend – überwunden werden mussten. In der Folge war immer wieder die Übung „fahren, absteigen, schieben, aufsteigen“ gefordert.

Aber auf Meereshöhe von 2.608m war das Zwischenziel Fimberpass in der Silvretta erreicht und es ging an die lange  Abfahrt in Richtung Scuol. Der Fimberpass befindet sich im Schweizer Kanton Graubünden, der das Unterengadin mit dem Tiroler Paznaun verbindet. Der Fimberpass ist einer der attraktivsten Übergänge so mancher Transalp-Route. Nach dem Überwinden einiger Höhenmeter auf z. T. anspruchsvollen und interessanten Trails haben wir die Gelegenheit bei dem Maiensäss „Griosch“ zu einer kleinen Rast in einem lauschigen Garten mit rustikalen Bänken/Sonnenschutz genutzt

Im Verlauf von einigen steilen Single-Trails mit anspruchsvollen engen Kurven bzw. Wurzelabschnitten durchsetzt mit zahlreichen felsigen Passagen kam es dann zu  drei Stürzen ohne wesentliche körperliche Folgen. Allerdings war einmal der, bekanntermaßen immer wieder einmal übermotovierte Pedelec-Biker der Tour-Gruppe so „überzwerch“ unterwegs, dass es mit dem Tourguide zu einer schmerzhaften Begegnung kam, welche unmittelbar zu einer kleinen Pause mit entsprechender verbaler Aufarbeitung des Vorfalles durch eine deutliche Ansage an den Verursacher führte, dass man ganz andächtig auf die Weiterfahrt wartete. Dabei wurde wieder deutlich, das das oberste Gebot,  besonders bei Abfahrten, zu beachten gilt: Abstand halten („und zwar von dem der von hinten kommt“)! 

Nach weiteren  Höhenmetern bergab in Richtung Engadin auf z. T. flowigen Trails wurde in dem schönen schweizerischen  Bergdorf Sent konnte vom herrlich frischen Wasser des zentralen Dorfbrunnen „aufgetankt“ und im Häuserschatten ein Vesper verzehrt werden. Das Brunnenwasser wurde vereinzelt auch noch als Tauchbecken zur Kühlung der Sturzblessuren genutzt. Besonders nett in Erinnerung bleibt eine Geschäftsinhaberin, welche uns spontan die Benutzung der eigenen Toilette angeboten hat, sowie eine weitere ältere Schweizerin die uns den Besuch der hiesigen Eisdiele ans Herz legte. Dann ging es ab Scuol noch einmal zur Tagesschlussbergetappe nach S-charl mächtig bergauf. Auf diesem Teilstück wurde dann mehrfach die Streckenbezeichnung „nur noch ein Kilometer“ kreiert, wodurch gewisse Durststrecken überwunden werden konnten und zur Belohnung auf der sonnigen Terrasse das bereits bestellte „Panasch“ schon wartete (Ankunft um 17.30 Uhr).

Noch ein touristischer Hinweis:

In S-charl, wo ja bekanntlich 1904 der letzte Bär in der Schweiz erlegt wurde und bis im 18. Jahrhundert Erz abgebaut wurde (Eingangs des Dorfes sind noch einige Ruinen aus dieser Zeit zu sehen) konnten sich einige der Teilnehmer sich an schöne Aufenthalte z. B. während einer Fußball-WM bei einer Live-Übertragung vor dem Fernseher in der Waschküche des Hotels erinnern.

Nach dem Bezug der kuscheligen Zimmer mit anschließender Dusche wurden wir dort wie gewohnt mit einer köstlichen Menüfolge belohnt.

Strecke: 47 km bei 1.720 Hm

Freitag, 01.07.2022  

Start: 08.30 Uhr auf 1.810 müM in S-charl am Gasthaus Major, Sonnenschein

 Eine gute Naturstrasse führt mit angenehmer Steigung talaufwärts, vorbei an friedlichen Rindviechern (auf vier Beinen!), welche auch vom herrlichen Wetter profitierten. Unmittelbar nach der Alp Astras (auf 2.135 m gelegen)  folgte nach drei kleinen Bachpassagen der praktisch menschenleere Singeltrail durch ein Legföhrenwäldchen und über tief ausgetretene Wiesenpfade hinauf zum Pass da Costainas (2251 m). Nach kurzem Innehalten nahmen wir die im obersten Teil verblockte Abfahrt in Angriff. Mit den „Fully`s ein wahres Vergnügen – aber bei voller Konzentration! Bald war das steile Stück Geschichte und auf gutem Schotterweg passierten wir das Örtchen Lü. Auf einem schmalen, asphaltierten Strässchen ging es weiter ins Tal hinunter nach Lüsai und Santa Maria. Dort angekommen wurden dort nach Ankunft unseres Begleitfahrzeuges mit Uli die Räder auf dem Anhänger verladen und sind mit dem Bus  die Passstraße zum Stilfser Joch (2.760 m Seehöhe) hochgefahren. Die zwei  Pedelecfahrer mussten sich –mangels Platz im Bus- zunächst per Rad in Richtung Stilfser Joch bewegen, wurden aber dann auch von Uli mit dem Begleitbus unterwegs aufgenommen.

Nach einer Verpflegungspause bei recht frischen Temperaturen und entsprechendem Wind ging es zunächst noch „ganz“ hoch zum ehemaligen Frontabschnitt Stilfserjoch aus dem 1. Weltkrieg. Der grandiose Ausblick von dort oben entschädigte von der anstrengenden Schiebepassage – und wir hatten anschließend noch eine kleine Schotterabfahrt in Richtung Umbrail-Pass und mussten nicht die für Mountainbiker unattraktive Passstraße bergab benutzen.

Danach folgte u. a. eine anspruchsvolle Trail-Abfahrt mit vielen engen Serpentinen, welche dankenswerter Weise, von unserem Kameramann mittels entsprechenden Filmsequenzen festgehalten hat.   Nach dem Passieren des  Umbrailpass auf 2.503 m Höhe ging  es weiterzum Bocchetta di Forcola. Die Bocchetta di Forcola ist eine der eindrücklichsten Singletrail-Abfahrten Alta Rezias. Der Trail schlängelt sich gut fahrbar durch scheinbar unpassierbares Gelände.

Unmittelbar nach der Passhöhe biegt rechts ein Trail Richtung Bocchetta di Forcola ab. Diesem angenehm ansteigenden Pfad folgt man bis auf den letzten Höhenmetern das Bike geschoben werden muss. Nach der Bocchetta (2.760 müM) mit sichtbaren Resten von Befestigunsanlagen aus dem 1. Weltkrieg geht die Route weiter über die Bocchetta di Pedenolo zu den Laghi di Fraéle. Der gut fahrbare Trail führt mitten durch felsiges Gelände und ist ein eindrückliches Spektaktel. Die letzten Streckenkilometer führen dann auf welligem aber bequem zu fahrenden Weg entlang dem o. g. See zum Rifugio Fraele mit dem gewohnten Ritual eines gemeinsamen Erfrischungsgetränkes – wieder auf der sonnigen Terrasse.  

Fazit: 47 km, 1.430 Hm

Samstag, 02.07.2022

Start um 09.15 Uhr bei sonnigem Wetter zurück entlang des Stausees mit dem Überwinden der beachtlichen Staumauer in Richtung Arnoga bzw. ins Val Viola mit wunderschöner und anspruchsvoller Abfahrt vom Pass Viola zum Rifugio Campo mit verdienter Einkehr mit dem Einheitsgericht „Suppe“ – da sonst der Zeitplan nicht zu halten gewesen wäre.  Der bei Mountainbikern bekannte Trail nach Poschiavo muss als weiterer Höhepunkt der Tour unbedingt erwähnt werden. Nach Ankunft in Poschiavo wurden die normalen Räder wieder auf dem Anhänger unseres Begleitfahrzeuges verladen um noch eine weitere Genussabfahrt  vom Bernina-Pass nach Pontresina zu genießen. Die beiden Pedelec-Fahrer durften  wegen Platzmangels im Bus mit ihren Rädern die Rhätische Bahn zum Bernina (Bahnstation Ospizio) benutzen. Von dort aus ging es dann in gemeinsam in flottem Tempo über  teils flowige Singeltrails stetig bergab zur unserer letzten Unterkunft, die Jugendherberge in Pontresina (Ankunft um 17.45 Uhr).

Fazit: 67 km bei 961 Hm

Sonntag, 03.07.2022

Nach den täglich üblichen Ritualen wie Frühstück, Sonnenschutz und Technikcheck ging es um 09.10 Uhr (leicht verspätet wegen „Bodenschlaf“ von Rainer und deren erfolgreichem Klärungsgespräch von Tourguide Butzi mit der Juhe-Leitung)  von Pontresina aus gleich nach St. Moritz zur Corviglia Seilbahn mit dem Ziel vom Piz Nair auf 3.057 m wieder anspruchsvoll abzufahren. Von dort aus ging es dann zunächst auf und losem Untergrund( kleine und größere Felsplatten) steil bergab und dann immer weiter auf z. T. anspruchsvollen Singletrails bis ins Tal. Dort angekommen konnten wir in einer fast exklusiv anmutenden aber trotzdem lauschigen Gartenwirtschaft im Schutze von Sonnenschirmen noch einmal Kraft und Kalorien tanken. Denn anschließend ging es noch einmal mit der Standseilbahn hinauf zur Bergstation Corviglia auf 2.486 m Höhe. Von dort ging es dann direkt auf den „Olympia Flow Trail“ welcher zum großen Teil über die Olympia-Skipiste von 1948 führte. Es hat uns auf über 480 Abfahrtsmetern über steiniges Gelände, wildromantische Alpenwiesen und duftende Arvenwälder geführt. Im Ergebnis ein grandioser bzw. würdiger Abschluss einer beeindruckenden Alpenpässetour.

Fazit:  54 km, 460 Hm bergauf – 2.461 Hm bergab!

Nach der Rückkehr in der Jugendherberge von Pontresina folgte ein lässiger Abschlussabend in der nahegelegenen Gartenwirtschaft – bis es uns auf 1.800 m Seehöhe doch zu frisch wurde.

Montag,  04.07.2022

Nach dem Frühstück mussten wir zunächst Gerd B. verabschieden, welcher mit seinem schweizerischen Bahnabo direkt zu seinem Wohnsitz in Zürich abreiste. Damit hatten alle anderen einen Platz im kuscheligen DAV-Begleitbus. Nach dem Verladen aller Räder und dem Gepäck starteten wir gegen 09.30 Uhr in Richtung Überlingen und waren froh, dass der Regen erst nach ca. 15 Minuten unserer Fahrt einsetzte und am Schluss der Fahrt kamen alle gegen 14.30 Uhr wohlbehalten bei sommerlichen Temperaturen zu Hause an. 

Am Ende der Tour konnte man in den zufriedenen Gesichtern ablesen wie schön, harmonisch aber auch anspruchsvoll und anstrengend die Veranstaltung verlaufen ist.  Alles  wieder in bester Manier hervorragend „auskundschaftet“, organisiert und kompetent umgesetzt von unserem sehr geschätzten DAV-MTB-Guide Wolfgang („Butzi“). Der Dank gilt auch Uli unserer treuen Seele als Fahrer des Begleitfahrzeuges „stets zuverlässig und pünktlich am neuen Übernachtungsort“.

Ein einfaches aber intensives und herzliches  D A N K E  an unseren Butzi für diese gelungene Alpenpässetour  von:

David, Dieter, Gerd B. , Hubert, Rainer, Siegfried, Thomas und Gerd G.

Wir hoffen alle auf eine Neuauflage und sind schon gespannt auf den neuen Tourenvorschlag.

Gez. Hubert