Tourenbericht Wormser Höhenweg 23.-25.7.21

Wormser Höhenweg (Foto A. Lux)

5:49 Uhr starteten Maryia, Hans-Dieter, Bruno, Hans und ich am Überlinger Bahnhof. Mit Zügen und Bus fuhren wir ins Montafon nach Partenen- Loch, Ankunft 10 Uhr.

Bei herrlichem Sommerwetter und guter Sicht starteten wir den Aufstieg zum Wiegesee (1925m), direkt gegenüber der Silveretta-Hochalpenstraße. Etwa 13 Uhr kamen wir oben an. Unterwegs labten wir uns an Blaubeeren und süßen Erdbeeren, wir „weideten“ regelrecht. Die schöne Stimmung an diesem Kleinod der Natur (Schwingrasen) lud zum Chillen ein. Das hatten wir uns verdient, denn der Aufbruch war arg früh! Vorm See entdeckten wir 2 größere Vorkommen von Sonnentau, einer fleischfressenden Pflanze. Große Seltenheit! Wir wurden sicher öfter fotografiert bei unserer aktiven Pause!

Sonnentau (Foto A. Lux)
Chillen am Wiegsee (Foto: A. Lux)

Über Holzwege wanderten wir mit Blick über den Stausee Kops und ins Paznauntal hinein zur Verbellaalpe (1938m). Hans-Dieter`s Autopilot war nicht zu stoppen, so liessen wir uns zum Kaffee überreden. Ab hier ging es auf dem Fahrweg zur Heilbronner Hütte (2308m). Zwischen Wiegesee und N. Heilbronner Hütte waren einige Wanderer, auf dem Fahrweg auch viele MTB-Fahrer unterwegs. Etwa 16:30Uhr genossen wir unser Ankunftsgetränk auf der Terrasse. Wir wurden flott und zuvorkommend empfangen, allerdings nächtigen wir in „Block 6“, ein eigenartig in den Dachstuhl hinein gebautes Lager. Jeder hatte sein eigenes Bett. Wir geniessen alle, dass man seit 1.7. in der Gastronomie in Österreich keinen Mundschutz mehr tragen muss. Es ist fast ungewohnt.

An der Hütte kann man angenehm Wasser treten, dabei die Aussicht geniessen. Nach Norden hin über die Scheidseen gen Lechtaler Berge, nach Süden gen Silveretta. Das Essen und der Service liessen nichts zu wünschen übrig. Danach planen wir den nächsten Tag: den Wormser Höhenweg 21km, 1140m hinauf+hinab, ca. 8,5h Gehzeit. Deshalb sind wir hier. Zum Nachmittag und Abend hin werden Gewitter angesagt. Und keine Möglichkeit zum Abkürzen. Da hilft nur früh los gehen (7:30 Uhr) und viel Glück, wir sind ja nicht aus Zucker. Mit einer Runde Kniffel ohne Kniffel beschlossen wir den Abend.

Scheidsee (Foto: A. Lux)

Am Morgen merkt man schon, dass Feuchtigkeit in der Luft hängt. Bruno kam im Schuhraum 1(!) Stock abhanden. Unglaublich, denn dann müsste doch eigentlich ein anderer einzelner Stock übrig sein? Niente. Wir nehmen diesen langen, wenig begangenen Weg in Angriff. Gleich nach der Hütte betretn wir Tirol, verlassen es am Valschvieljöchl wieder. Der Wormser Höhenweg führt über 6 Jöcher: das Valschvieljöchle, den Grat, ein Joch nach den Roßböden, ein weiteres Joch oberhalb der Alpguesseen, über den Rücken des Schleimersch und schliesslich über das Kreuzjoch zur Wormser Hütte auf 2305m Höhe. Nach Osten hin schauen wir weit ins Verwall hinein zum Patriol. Ab dem Valschavieljöchle ist der Valschavieler Maderer eine tolle markante Pyramide. Gen Süden schaun wir in die Silveretta, zur Madrisa …. Ab dem Grat, von dem man auch den Maderer erklimmen kann, ist die Hauptblickrichtung das Rätikon: Madrisa, Schijnenflue, Sulzflue, Türme, Drusenflue. In der Ferne schon Zimba und Schesaplana. Toll. Der Weg ist mal geröllig, mal sinds Anemonenwiesen, auf denen sich die Puschel-Samenstände wiegen, unzählige Bachüberquerungen (2l Wasser mit zu nehmen musste dieses Mal nicht sein). Kurz vorm Furkla wird`s plötzlich wildromantisch mit lockerem Baumbestand. Den Abstecher zum Schleimersch lassen wir quasi links liegen. Der Weg verläuft, bis auf den Abstieg zur Furkla, immer oberhalb der 2000m-Linie. Ganze 11 Personen kamen uns entgegen, überholt hat uns niemand. Viele Frösche hüpften vor uns weg. Ein Adler kreist unterhalb unseres Pausenplatzes auf dem Grat über einer Rinderherde. Eine selbstbewusste große Kreuzotter kam uns auf dem Weg entgegen und liess sich nicht beirren! Wir wechselten ständig zwischen Normalbrille und Positivbrille = Sonnebrille. Die Gewittergefahr drängte uns recht flott voran.

Hans und Hans-Dieter (Foto: A. Lux)

Es ist eine echt lange Tour. Manch einer kam auch mal an seine Grenzen, vor allem, wenn da der Rucksack etwas zu überfüllt war. Aber der Humor und der Spaß hielt uns wacker. Bruno sprang in seiner unnachahmlichen Technik über Stock, Stein und Bächelein. Er kann auch im Stehen aus dem Bach trinken! Ab dem Alpguesee fing es etwas an zu regnen. Aber nie so viel, dass es sich lohnen würde, die Regenhose an zu ziehen. Der Donner war sehr weit weg im Osten. Wahrscheinlich sind wir an der Wormser Hütte wieder trocken! Am Grasjoch /Furkla blies 16:45Uhr ein garstiger Wind, so dass wir dort nur kurz pausierten, bevor wie die letzten 300hm Aufstieg in Angriff nahmen. Von oben grüßen uns die Zamangspitze, das Kreuzjoch und das Hochjoch. Hans-Dieter stellt wieder auf Autopilot um. Murmeltiere huschen herum. An diesem Tag sind sie fast immer zu faul zum Pfeiffen.

Zamangspitze und Kreuzjoch (Foto: A. Lux)

Maryia, Hans-Dieter und Bruno möchten doch noch einen Gipfel erklimmen: das Kreuzjoch 2338m. Der Abstieg zur Hütte ist zwar nicht weit, aber recht anspruchsvoll, T4. Hans und ich gehen den Forstweg, da liegt doch noch ein großes Schneefeld im Weg! Kaum sind wir 18:30 Uhr angekommen, beginnt es heftig zu regnen.

Wir haben alles richtig gemacht! Wir haben es gewagt, diesen langen einsamen Weg zu gehen. Acht Stunden Genuss. Alle haben wir das gleiche Ziel gehabt und sind gut angekommen. Ein herrlicher, langer Tag geht zu Ende. Ihr seid eine tolle Gruppe!

Im Gastraum sind alle schon am Speisen, noch vorm Einchecken bestellen wir. So spät sind wir ja nun auch wieder nicht?! Manfred (Wirt) spendiert uns ein Begrüßungsschnapserl – Dankeschön! Da die Gaststube voll ist, sitzen wir im Separee. Beinahe hängen wir ein Schild raus: „Wir sind nicht in Quarantäne!“

Wir werden nicht alt an diesem Abend, quasseln noch ein wenig bei Tee und Most. Da wir als letzte Gäste ankamen, hatten wir unsere Lager zwischen Toilette und Treppenabgang. Alles nicht so wild, wenn da nicht eine Gruppe ziemlich angeheiteter Männer nach 22 Uhr gewesen wäre: laut, Wasserfälle bei offener Tür in der Herrentoilette … Zum Glück ist das nicht Standard auf DAV-Hütten. Unglaublich, aber wahr.

v.l. n.r.: Hans-Dieter, Maryia, Hans, Astrid, Bruno

Es ist Sonntag Morgen, wir haben nur 4,5h Weg hinab vor uns. Gemütlich geniessen wir mit einem Kaffee auf der Terrasse die Aussicht. Es soll erst ab Mittag wieder gewittern, da sind wir schon unten. Es ist warm, aber bewölkt, da kommt noch was. Wir gehen nicht den Senigrat, sondern den Weg über die Seen zur Bergstation Kapell. Das Baden lassen wir, denn bald fängt es zu nieseln an. Am Schwarzsee finden wir den Start des Klettersteiges zum Hochjoch. Also muss man nicht denselben Weg zurück, sondern kann eine Rundtour machen. Ein Vorhaben für das nächste Mal?

Schwarzsee (Foto: A. Lux)

Da der Regen wieder aufhört, entschliessen wir uns, bei unserem ursprünglichem Plan zu bleiben und hinab nach Schruns zu laufen. Insgesamt sind es 1670hm! Der Weg schlängelt sich durch urigen Wald und über Wiesen hinab. Wir halten Ausschau nach Steinpilzen, aber es ist wohl doch noch zu früh. Erst weiter unten sind ein paar Fahrwege dabei. Hans muss sich leider doch noch ganz schön plagen. Seine Knie haben alles gut verkraftet, nun streikt die Hüfte. Erst spät lässt er sich überreden, uns einen großen Teil seines Gepäckes zu geben. Hans ist halt eine Kämpfernatur!

13 Uhr platzieren wir uns in der Konditorei auf dem Schrunser Kirchplatz und schlagen zu. Da wir schon so früh unten sind, fahren wir 14:04 Uhr mit dem Zug ab und sind durch günstige Umstände (Verspätungen, die für uns aber gut sind) 17:10 Uhr in Überlingen. Tipp: unterwegs immer mal wieder in den Verbindungsapps nachschauen: Vmobil, BWegt, DB, es gibt immer aktuellere Verbindungsversionen.

Was habe ich als Tourenleiterin gelernt: Es ist manchmal besser, die Tour des kommenden Tages schon vorm Nachtisch zu besprechen!

Statistik:

Freitag: 10,5km, 5:10h, 1263hm, 56m hinab

Samstag: 21km, 8,5h, 1140hm + hinab

Sonntag: 11,2km, 4:30h, 46hm, 1670m hinab

Autor: Astrid Lux, 26.7.21