MTB-Alpencross 2023

(Engadin – Südtirol – Engadin) über fünf Pässe (28.06. – 02.07.)

Start am Donnerstag, 28. Juni 2023 mit pünktlicher Abfahrt um 05.30 Uhr in Überlingen mit dem bewährten DAV-Bus inclusive dem umgebauten Biller-Franke-Anhänger, auf dem sechs MTB`s der neun Biker „aufmontiert“ waren – das wichtige Tourguide-Bike wurde im Bus verstaut. Aufgrund der fehlenden Platzkapazitäten im Bus hatten sich Thomas und David bereits um 04.45Uhr mit ihren Bikes als „Vorfahrer“ nach Davos auf den Weg gemacht.

Die Ankunft erfolgte bei trockener Witterung in Davos-Dürrboden um 09.00 Uhr mit anschließender Herstellung der Funktionstüchtigkeit der Räder (Einbau der Vorderräder und Montage der Pedale, welche für den Transport aus- bzw. abgebaut werden mussten).

Die beiden o. g. Vorfahrer waren bereits angekommen, nachdem sie das Auto an der Jugendherberge von Davos (1.560 müM – höchstgelegene Stadt Europas) geparkt und die Höhenmeter durch das  beschauliche Dischmatal zu unserem gemeinsamen Startort „Dürrboden“ (2.009 müM)  überwunden hatten. 

MTB-Tour-Start nach erfolgtem bzw. obligatorischem „Technikcheck“ um 09.45 Uhr in Richtung Scalettapass. Der Scalettapass (2606 müM) verbindet die deutschsprachige Walsersiedlung Davos über Dürrboden im Dischmatal mit der Alp Funtauna im Val Susauna und schliesslich mit S-chanf im rätoromanischen Engadin.

Bei bedecktem Himmel und angenehmer Lufttemperatur ging es auf den historischen Spuren der Säumer aus dem Mittelalter gleich nur bergauf wobei sich die fahrbaren Abschnitte unregelmäßig mit Schiebepassagen (für die Mehrzahl der Teilnehmer) abwechselten. Der Name Scaletta (kleine Treppe) weist auf die treppenförmigen Wegabschnitte südlich der Passhöhe hin, welche uns bis zum Erreichen der dortigen Schutzhütte ein paar Schweißtropfen abverlangte. Diese Schutzhütte konnte dann für eine kleine Stärkung aber auch zum Kleiderwechsel (warme Kleidung für die anstehende Abfahrt) genutzt werden. Leider hatte unser Guide kurz zuvor noch einen kapitalen „Kettenverklemmer“ zu verzeichnen, welcher uns eine ungewollt längere Pause bzw. Wartezeit bescherte. Erst nach dem trennen der Kette am Kettenschloss konnte das Problem nach ca. einer halben Stunde gelöst werden.

Nachdem der Scalettapass überwunden war hofften wir jetzt endlich ein paar Passagen bergab am Stück fahren zu können. Innerhalb kürzester Abstände mussten wir ca. fünf Schneefelder und einen Sturzbach überqueren bis wir dann endlich mit einer tollen Abfahrt mit flowigen Single-Trails entschädigt wurden.

Auf der Suche nach einer geeigneten Einkehrmöglichkeit wurden wir dann doch noch bei einem noblen Sternehotel fündig und konnten unsere ersten Fränkli in ein Kaltgetränk mit saftigem Kuchen oder eine leckere Gerstensuppe – mit und  ohne Wurst- umsetzen.

In Richtung Etappenziel Scuol (flächengrößte und größte bünderromanische Gemeinde der Schweiz) fuhren wir dann in luftiger Höhe auf stark welligem Gelände mit herrlichen Ausblicken auf den Inn bzw. das Inntal.

Ankunft an der Jugendherberge Scuol: 17.45 Uhr

Strecke: 60 km – 1.425 Hm

Freitag, 29.06.2023:

Nach dem reichlichen Frühstückbüfett  konnte uns Peter -in gewohnter Selbstauslöser-Manier-  bei Sonnenschein noch ein schönes Gruppenfoto mit klassischem Berghintergrund  aufnehmen.

Nach erfolgreichem Technik-Check ging es dann um 08.30 Uhr zunächst los bis Sur En. Hier beginnt der circa 2 – 3 Stunden andauernde Aufstieg durch das Val d´Uina zur Uina Schlucht. Ab hier geht es dann, zum Teil richtig heftig stetig bergauf und nach ca. 2 Stunden bzw. fast 600 Höhenmetern (von den insgesamt 1.200 Hm am Stück!) gab es einen Zwischenstopp an der Verpflegungsstation „Uina Dadaint“ (1.781 müM).

Danach folgte dann der besonders interessante Abschnitt des Val d´Uina umgangssprachlich auch Uina Schlucht genannt mit atemberaubenden Ausblicken, aber auch zum Teil schwierigen Tragepassagen mit dem Bike.  Diese legendäre Schlucht ist spektakulär in den Fels gehauen und verbindet das Unterengadin mit dem Vinschgau. Auf dem Weg liegt auf 2.256 müM die Sesvennahütte, welche zur Mittagspause und zum Treffen mit Günter, unserem Begleitbusfahrer, genutzt wurde.

Bei Sonnenschein und grandioser Aussicht konnten wir neue Kräfte sammeln für die anschließende rasante Abfahrt ins Münstertal auf zum Teil sehr steilen Abschnitten. Auf diesem Teilstück gab es dann an einem Vorderrad einen Speichenbruch. Nach Entfernung der Speiche und technischer Abklärung mit den technischen Direktoren der Gruppe konnte der Rest mit dem „angeschlagenen“ Bike bewältigt werden.

Im Vinschgau erwarteten uns sehr sommerliche 37°Grad Celsius und die letzten Höhenmeter wieder hinauf nach Taufers im Münstertal gestalteten sich, ohne jeglichen natürlichen Sonnenschutz, noch einmal recht mühsam. Nach der Ankunft um 18.00 Uhr in der Ortsmitte waren alle froh an dem erfrischenden Kaltgetränk auf der schattigen Terrasse vom Hotel. Anschließend wurde noch die fehlende Speiche an Dieter`s MTB ersetzt und das Vorderrad zentriert. Nach der Zimmerverteilung und dem  Duschen folgte dann in bewährter Form die Stärkung am Salatbüffet bzw. dem Drei-Gänge-Menü.

Strecke: 43 km – 1.540 Hm

Samstag, 30.06.2023

Nachdem es bereits in der Nacht stark geregnet und beim Frühstück noch keine Besserung eingetreten war, wurde bereits das leichte Regen-Outfit angezogen. Der Start um 08.55 Uhr erfolgte dann zwar auf nasser Straße –aber von oben war es dann trocken, so dass wir schon nach kurzer Strecke, vor dem ersten Anstieg bei Santa Maria, die Regenklamotten wieder ausziehen konnten.

Ab Döss Radond befinden wir uns im sehr weitläufigen, wilden Val Mora. Das Val Mora gilt als eine der schönsten Mountainbikestrecken überhaupt. Hier geniessen wir hochkonzentriert in flottem Tempo die herrlichen Trails durch Latschenkieferhaine und flowigen Abschnitten oberhalb des dortigen Flusslaufes am Schotterhang entlang bevor der anschliessende Trail bis zum Lago San Giacomo di Fraéle ganze Konzentration fordert, denn auf dem Weg dahin kommen immer wieder leicht exponierte Stellen vor. Dort gab es dann die wohlverdiente aber auch notwendige Pause zur Stärkung aller Teilnehmer.

Nach dem anstrengenden Aufstieg zum Passo Trela auf 2.294 müM welchen wir laut Fotodokumentation gegen 15.45 Uhr erreicht haben, folgt die Abfahrt hinunter zum Lago di Livigno, welche den Atem stocken lässt, obwohl die in den Fels gehauene Alpstrasse sicher zu fahren ist.

Bei der praktisch letzten Abfahrt vor Livigno kommt es an Dieter`s Bike zu einem weiteren Speichenbruch am Vorderrad, aber weitaus schlimmer hört sich das Hinterrad an, welches bei entsprechendem Pedaldruck seltsame Geräusche produziert. Nach der Ankunft gegen 18.00 Uhr in Livigno am Hotel Astoria und dem Besuch des empfohlenen Radladens mit Werkstatt stellt sich heraus, dass der Freilauf hinüber ist. Eine Reparatur, in Form eines neuen Hinterrades, wurde bis zum nächsten Tag, 9.00 Uhr, zugesagt.

Nach einer notwendigen Dusche für unsere Räder konnten wir uns, neben dem obligatorischen gemeinsamen Bier mit Nachbesprechung der Tagesetappe, auch an dem kleinen Mittagsbüfett mit Kuchen, Obst und mehr bedienen bevor dann der Bezug der Zimmer erfolgte.

Mit der abendlichen Menüfolge mit Salatbüfett, diversen Vorspeisen, Hauptgerichten, Desserttisch und Käseplatte konnte der hohe Kalorienverbrauch problemlos gedeckt werden.  

Strecke: 50,2 km – 1.686 Hm

Sonntag, 01.07.2023

Pünktlich um 9.00 Uhr  konnte Dieter sein Rad abholen, was zwar nicht ganz billig aber ausgesprochen gut war,  da ansonsten hier die Tour für ihn beendet gewesen wäre.

Somit konnten alle Biker das täglich übliche Ritual „MTB-Technikcheck“ erfolgreich überstehen bevor es nach kurzer Fahrt nach Bergün gleich zur Seilbahn Carossello 3000 und hinauf auf 2.760 müM ging, wo zunächst das atemberaubende Panorama genossen wurde. Als nächstes galt es einen absolut steilen Schotterhang zu überwinden, auf dem bereits Wanderer ihre liebe Mühe hatten sturzfrei nach unten zu gelangen. Anschließend konnten wir auf einen tollen Single-Trail bis hinunter auf ca. 1.900 müM anspruchsvoll abfahren. Nach dem Entledigen warmer Kleidung bzw. der Schutzkleidung  ging es dann nur noch steil hinauf in Richtung zum Pass Chaschauna. Zum Glück war der Himmel bedeckt und die Temperaturen somit passend für den anstrengenden Aufstieg, welcher für die Meisten überwiegend als Schiebepassage in Erinnerung bleiben wird. Auf 2.601 müM gab es an der Cassana Schutzhütte eine kleine Sprinteinlage zwischen Peter und Hubert, welche Peter souverän per Rad für sich entscheiden konnte. Nach der gemeinsamen Pause mit Gruppenfoto erreichten wir kurze Zeit darauf den Pass Chaschauna (2.694 müM).

Anschließend gab es eine relativ einfache aber rasante Abfahrt und dann durchs Oberengadin bis La Punta – dort bogen wir dann ab zum Albula Pass.

Gleich zu Beginn des Aufstiegs meldete sich leider das angeschlagene Knie von David, dass es für ihn ab hier nicht mehr weiter geht. Daraufhin wurden David und Dieter mit dem Begleitbus zur nächsten Bahnstation gefahren um von dort mit dem Zug nach Davos zur nächsten Übernachtungsstation zu gelangen.

Für den Rest hieß es bis zum Albula Pass auf 2.315 m Meereshöhe hochzufahren und dort wiederum mit dem Begleitbus, welcher von unserem Tour-Guide dort hinbeordert wurde, um die Räder zu verladen um dann rechtzeitig zum Abendessen in der Jugendherberge von Davos anzukommen.

Auf nur 9,1 km mussten 654 Höhenmeter mit durchschnittlich 7,2% Steigung bewältigt werden, wobei der temporär herrschende Gegenwind sein Übriges tat. Die Strecke führt durch atemberaubende Landschaften der Schweizer Alpen und bietet vier Rampen mit Steigungen von bis zu 20%, die selbst die fittesten Fahrer auf die Probe stellen. Nach den ersten 6 Kilometern geht es dann relativ flach bis zur Passhöhe Albula, wo ein spektakulärer Blick auf die majestätischen Berge und Täler der Region uns erwartete.

Nach dem zwischenzeitlich geübten Verladen der Räder kamen wir dann erneut relativ spät, gegen 18.00 Uhr, bei der Jugendherberge an, welche Dieter und David mit der zuverlässigen schweizerischen Bahn auch schon erreicht hatten. Wir versorgten die Räder im Keller, bezogen die Zimmer und nach dem Duschen trafen wir uns wieder zum gemeinsamen Abendessen.

Besonders erfreulich war, dass Rainer doch noch kurz entschlossen zu uns gestoßen ist um am nächsten Tag mit uns den Epic-Trail zu fahren.

Bei launigen Gesprächen -mit Bierrunden bei vertrauensvoller Selbstbedienung- ließen wir den Abend im Gemeinschaftsraum lässig und entspannt ausklingen.

Stecke: 40 km  – 1.326 Hm

Montag, 02.07.2023

Nachdem am letzten Tag unseres Alpencross der bereits schon längere Zeit anvisierte „Alps Epic Trail Davos“ anstand, wurde ein möglichst früher Start vereinbart, weshalb wir schon zum frühestmöglichen Frühstückstermin um 07.00 Uhr parat standen. Alle waren gespannt auf den vor uns liegenden Supertrail von Graubünden.

Es gibt in Europa nur eine Handvoll MTB-Trails, denen die IMBA (International Mountain Bicycling Association) das Prädikat „Epic“ verliehen hat. Der 40 Kilometer lange Alps-Trail von Davos gehört dazu.

Nach dem internationalen Trail Rating System (ITRS) wird unsere Route wie folgt charakterisiert: für Könner (technische Schwierigkeit), regelmäßiges Training erforderlich (Kondition), lebensgefährliche Konsequenzen (Exponiertheit) und etwas Planung nötig.

Mit der Bahn geht es zunächst bis ganz nach oben auf das Jakobshorn (2.590 müM), wo die Tour beginnt und genossen kurz das umliegende Gipfelpanorama. Über die Schotterstraße fährt man Richtung Sertig Dörfli bis zum Boden des Sertigtals hinunter. Nach einem kurzen Aufstieg beginnt bereits der Singletrail welcher auf den ersten 700 m für fast alle sehr herausfordernd war, da es kaum Passagen gab, welche eine Ruhepause gönnte. Danach war er sehr schön fahrbar und die 730 Höhenmeter nach Sertig Dörfli vergehen wie im Flug. Anschließend geht es wieder bergauf zum Rinerhorn (615 Höhenmeter) auf dem es im häufigen Wechsel bedeutet, dass die Abfahrt durch einen Tobel (bergab) stets mit anstrengenden Gegenanstiegen bezahlt werden müssen. Der Pfad zieht zwar sehr sanft die Bergflanke zum Rinerhorn hinauf, aber es gilt eine möglichst kraftsparende Linie übe die einzelnen Steinwacker oder die zahlreichen Baumwurzeln zu finden. Auf diesem Abschnitt kommt es, wohl auch bedingt durch den Kräfteverlust am 5. Tag des Alpencrosss, zu einzelnen Konzentrationsschwächen in deren Folge  es zu ca. sechs glimpfliche Stürzen von diversen Teilnehmern kam. Bei zwei Bikern fand ein Kontakt mit dem Weidezaun statt. Beim Einen konnte dies anschließend noch etwas im Gesicht abgelesen werden und der zweite Biker konnte sich beim Zurückklettern auf den Trail vom vorhandenen Wechselstrom überzeugen.   

Nach dem Erreichen der Feuerstelle Aibrügg, welche noch einmal zu einer kurzen Verschnaufpause genutzt wurde, ging es weiter in Richtung  Bergstation Rinerhorn als es bald nachlinks aufden Singletrail Richtung Monstein abzweigt. Eine kupierte Strecke führt über Hauderalp nach Monstein, wo wir gegen 14.00 Uhr bei der Monsteiner Bierbrauerei ankommen.

Nach kurzer Beratung der weiteren Tagesplanung, verbunden mit der Tatsache, der bereits beschriebenen Stürze, und der vor uns liegenden Heimreise von ca. vier Stunden, wurde einstimmig beschlossen, dass wir den Rest des Epic-Trail ein anderes Mal fahren und hier die Tour auf der sonnigen Terrasse bei Most und Bier sowie kulinarischen Spezialitäten beschließen.

Strecke : 28 km  –  450 Hm

Gegen 16.00 Uhr sind die Räder längst wieder auf dem Anhänger verstaut und es geht wieder Richtung Heimat welche wir gegen 20.00 Uhr erreichen.

Zum guten Schluss ein herzliches Dankeschön an unseren umsichtigen Guide Butzi, welcher uns wieder eine sehr schöne und anspruchsvolle Tour mit den erforderlichen Übernachtungen individuell zusammengestellt und organisiert hat.

Vielen Dank auch an Günter unseren Begleitbusfahrer, der sich sehr angenehm in die Gruppe eingefügt hat und stets zur Stelle war, als er doch das eine oder andere Mal außerplanmäßig gerufen  werden musste.

Am Ende des Tages gilt der Dank an alle die dabei waren und mit der stets positiven Stimmung, der guten Laune sowie der Hilfe und Unterstützung für den Einzelnen, wenn es nötig war, für ein positives Erlebnis gesorgt haben. Somit ist die Voraussetzung geschaffen, dass sich wohl jeder gerne an die gemeinsame Anstrengung aber auch an die atemberaubenden Trails in der wunderschönen Alpenlandschaft erinnert.

Teilnehmer: David, Dieter, Gerd, Holger, Hubert, Peter, Rainer, Siegfried, Thomas, Wolfgang und Günter (Fahrer DAV-Bus)

Gesamtbilanz – Strecke: 221 km bei 6.427 Hm   

Foto W. Biller

Autor: Hubert